Wie lang dauert ein Burnout – meine Erfahrung, Heilung und Rückfälle
Einer der meist gestellten Fragen, die ich bekomme lautet: Christina, wie lange dauert ein Burnout? Viele Menschen wollen von mir wissen, wie lange es gedauert hat, bis ich wieder gesund wahr. In diesem Beitrag erzähle ich dir etwas zu Heilung und Rückfälle und von meiner persönlichen Burnout Erfahrung sowie meinem Heilungsweg.
Zu diesem Blog Beitrag gibt es auch eine Podcastfolge, du kannst sie dir hier anhören (klicken).
WIE LANG DAUERT EIN BURNOUT? ERFAHRUNGEN & HEILUNGSWEG
Zu erst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass jeder Mensch seinen ganz eigenen, individuellen Heilungsweg geht. Es gibt kein allgemeines Rezept und keine schnelle Hilfe, die für alle gleich ist.
Als ich damals verzweifelt auf dem Stuhl meines Therapeuten saß und ihn gefragt habe: Wie lange dauert ein Burnout? Wie lange dauert eine Depression?
Meine Therapeutin hat mir damals berichtet, dass sie in ihrer langen Zeit als Therapeutin bereits alles erlebt hat: Von einer Heilung innerhalb einer Woche, zu mehreren Wochen, Monaten oder Jahren. Es kommt sicher auch immer darauf an, wodurch eine Depression oder das Burnout entstanden ist.
Es gibt jedoch ein paar Dinge, die in Bezug auf Heilung und Rückfällen bei vielen Menschen gleich sind und die möchte ich gerne in diesem Beitrag mit dir teilen.
HEILUNG VERLÄUFT NICHT LINEAR
Ich habe immer gedacht der Heilungsweg ist ein steiler Weg nach oben. Doch kleine Rückschläge sind völlig normal. Heilung verläuft eben gerade nicht linear, sondern funktioniert eher so, dass man zwei Schritte vorwärts und wieder einen Schritt zurück geht. Und das ist auch völlig ok, wenn man dieses „Prinzip“ einmal verstanden hat, ist man beim nächsten kleinen Rückschlag auch nicht mehr so enttäuscht und kann besser damit umgehen. Was mich zum nächsten Punkt bringt:
HABE GEDULD MIT DIR UND DEINER HEILUNG
Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist, Geduld zu haben, wenn es einem nicht gut geht. Denn wenn man krank ist und leidet, hat man diese Geduld einfach nicht. Trotzdem ist sie ungeheuer wichtig für den Heilungsweg. Denn um ein Problem zu lösen braucht es Zeit. Für einige Wochen oder Monate einmal niedergeschlagen und traurig zu sein ist ungeheuer wichtig für den eigenen Heilungs-Weg. Weil wir nur so unglaublich viel aus diesem Weg lernen und daran wachsen können. Ohne Schmerz gibt es oft kein Wachstum.
MACHT ES SINN FÜR MICH?
Meine Therapeutin hat mir damals gesagt, dass eine Erkrankung dann komplett überstanden ist, wenn man den Frieden mit ihr gemacht hat und einen Sinn darin erkennen kann. Diese Erfahrung habe ich persönlich auch gemacht. Irgendwann hatte ich das Gefühl, ich bin da nun komplett durchgegangen und habe meine Lebensfreude zurück. Das war der Punkt, an dem ich dachte: ich möchte aus dieser Erfahrungen etwas Sinnvolles machen und sie an andere Menschen weitergeben. Dann habe ich mich gefragt: Wem könnte denn meine Burnout Erfahrung weiterbringen und helfen?
In welcher Krise du vielleicht gerade stecken magst: Überlege dir doch einmal, wie du damit anderen Menschen helfen könntest.
DAS LEBEN DANACH
Damit ich mein Leben nach dem Burnout umstellen kann und es mir so gestalten, dass es mich nicht erschöpft und ausbrennen lässt, ist es wichtig, mir zu überlegen, was mich in meinem Leben denn eigentlich glücklich macht und was nicht. Wie soll mein neues Leben danach eigentlich aussehen? Dein Leben nach dem Burnout wird nicht mehr so sein wie vorher. Und das ist gut so! Sich ein Leben nach den eigenen Vorstellungen, Wünschen & Bedürfnissen zu erschaffen braucht viel Zeit & Energie. Und es ist völlig in Ordnung, wenn dies ein wenig länger dauert. Man muss auch nicht alles sofort wissen, denn vieles ergibt sich auf diesem Weg ganz automatisch.
Hier findest du übrigens einen Beitrag mit 33 Fragen zur Selbstfindung, die dir helfen können, Klarheit zu schaffen und dir darüber bewusst zu werden, was du dir für dein neues Leben wünschst.
HABE ICH ANGST VOR EINEM RÜCKFALL?
Eine ganz oft gestellte Frage an mich lautet auch: Hast du keine Angst wieder ein Burnout zu bekommen? Die ersten Monate nachdem es mir wieder besser ging, hatte ich Sorgen, dass ich vielleicht wieder einen Rückfall bekommen könnte. Heute lebe ich sehr bewusst und sehr reflektiert. Ich merke sehr schnell, wenn mich etwas stresst. Und trotzdem lässt sich dieser Stress nicht vermeiden. Aber ich gehe anders damit um und weiß, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden. Und was das wichtigste ist, ich bin glücklich mit meinem Leben. Es ist alles so, wie ich es mir vorgestellt habe und auch, wenn es manchmal Probleme gibt, stimmt meine Lebensgrundlage und die gibt mir Halt. Und ich glaube, dass ist das, was wir alle brauchen.
Ich persönlich hatte auch keinen Rückfall in die Depression bzw. eine erneute depressive Phase. Der Beginn meiner Schwangerschaft war aufgrund der Hormone etwas holprig, aber das hat sich nach ein paar Tagen gegeben.
Ich weiß aber, dass es natürlich andere Arten von Depressionen gibt – meine wurde ja durch zu viel Stress und Druck verursacht. Vor allem, den ich mir selbst gemacht habe. Aber das ist ja im Grunde immer so, dass wir uns mit den Gedanken den Stress selbst machen. Ich bin jedoch kein Arzt und kann nichts zu anderen Arten von Depressionen und deren Ursachen sagen.
Falls du das gerade hörst und das Gefühl hast, sehr deprimiert zu sein, würde ich dir immer empfehlen, dir einen guten Arzt zu suchen. Das ist wirklich wichtig und man kann dir helfen. Und es gibt absolut keinen Grund, sich dafür zu schämen. Mit einem gebrochenen Bein würde man auch zum Arzt gehen, bei einer kranken Psyche ist es nichts anderes.
WIE LANG DAUERT EIN BURNOUT? MEINE PERSÖNLICHE BURNOUT ERFAHRUNG
Ich möchte nun noch ein bisschen auf meinen persönlichen Weg und meine persönliche Burnout Erfahrung eingehen und hoffe, dass ich damit vielleicht dem ein oder anderen Mut machen kann.
Übrigens: In meinem neuen Buch „Entspannt statt ausgebrannt. 25 Lektionen um gelassener durchs Leben zu gehen“ (Spiegel Bestseller 🎉) beschreibe ich meinen Heilungsweg noch etwas genauer und zeige dir, welche Tipps, Methoden und Einstellungen mir geholfen haben, dass ich jetzt vollkommen gelassen und mit mehr Leichtigkeit und Freude durchs Leben gehen kann. 😌
Mein Burnout wurde mir im Juli 2016 diagnostiziert. Davor gab es aber viele viele Monate, in denen ich gemerkt habe, dass es mir zunehmen schlechter ging. Ich habe extrem schlecht geschlafen und hatte starke Angstzustände. (Falls es dir auch so geht, findest du hier 7 Tipps, um deine Sorgen und Ängste zu überwinden)
Das ganze wurde immer schlimmer, bis ich im August dann komplett zuhause war und krank geschrieben wurde. Damals dachte ich noch: Ich erhole mich 2 bis 3 Wochen und dann bin ich wieder ganz die Alte. Aber weit gefehlt. Es wurde die ersten Monate eigentlich nur schlimmer statt besser und im Oktober war ich komplett verzweifelt und hatte Angst, dass mein Zustand jetzt immer so bleibt und nie wieder weg geht.
Im November habe ich dann endlich einen guten Arzt gefunden und es ging in Mini Schritten bergauf. Und zwar genauso, wie oben beschrieben. Es ging immer zwei Schritte vor und einen zurück. Stück für Stück habe och dann auch gelernt, mit den Rückschlägen besser umzugehen.
Das erste Mal gemerkt, dass meine Lebensfreude wieder zurück ist, habe ich im März/April 2017. Das war für mich eine große Erleichterung, denn ich bin eigentlich ein sehr lebensfroher Mensch. Ich weiß noch, als ich damals beim Arzt saß und gesagt habe: Ich verstehe gar nicht, wie ich zu einem Burnout/einer Depression komme, ich liebe eigentlich das Leben! Und das war dann auch meine Erkenntnisse, dass man auch als lebensfroher Mensch eine Depression bekommen hat und es einfach jeden treffen kann.
Ein für mich ganz wichtiger Meilenstein auf dem Weg meiner Heilung war als ich den Weg in die Selbstständigkeit gewagt habe. Seit September 2017 bin ich offiziell mit meinem Blog so richtig gestartet (damals noch mit DIY Beiträgen) und seitdem vergeht kein Tag, an dem ich nicht dankbar und glücklich für meine Arbeit bin.
Abschließend lässt sich also sagen, dass es auf die Frage „Wie lange dauert ein Burnout“? keine Antwort gibt, die für alle Menschen gleich ist. Ein Heilungsweg ist immer individuell und es hat meistens einen Grund, warum es bei dem einen etwas länger dauert als bei dem anderen.
Alles Liebe
Deine Christina
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3 Kommentare
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Sinem Tadik
Liebe Christina, im Moment ärgere ich mich, dass ich nicht schon eher auf deinen Beitrag gestoßen bin, denn seit meiner Diagnose war ich komplett aufgeschmissen und wusste nicht wohin mit mir. Ich habe viel recherchiert und mich gefragt, wann ein Burnout endet und habe nie eine klare Antwort für gefunden, bis ich deinen Beitrag entdeckt habe. Ich bin echt glücklich und froh, dass endlich jemand offen darüber spricht und man sein Leid mit Erfahrenen teilen kann. Es war für mich anfangs sehr schwer damit umzugehen und zu akzeptieren, dass der Burnout ein Teil meines Lebens ist (hoffentlich nicht mehr lange). Ich habe nicht lange gezögert und mir direkt psychologische Hilfe gesucht und habe verdammt Glück gehabt, dass ich nach ein paar Wochen direkt hin konnte (auch wenn es erstmal kein fester Platz ist, ist es schonmal wenigstens was wert). Seit dem merke ich, dass es bergauf geht, aber wie du auch schon erwähnt hast, ist es doch teils ein auf und ab. Mir kreisen im Moment so viele Gedanken und teilweise noch Ängste, an denen ich aktuell arbeite. Auch wenn es nichts mehr beim Alten bleiben wird, möchte ich nur noch eins, wieder gesund werden und meinem Beruf als Erzieherin nachgehen, da mir manchmal die Arbeit dann doch wohl fehlt, auch wenn ich mich noch nicht dafür bereit fühle. Mich persönlich würde es interessieren, was du alles für dein Wohlbefinden in der Zeit getan hast, was dir geholfen hat. Wäre über deine Antwort sehr erfreut. Liebe Grüße Sinem :-)
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